Flint denkt
über Länder und Graciano nach
...
...
Kapitel 24,
S. 205 Mitte, nach dem Kursivtext
(Dann lieber einen Wächter des
Lichts, dem die Leute um ihn herum gleich wichtig sind. Zumindest weiß man bei
ihm, woran man ist. Auch wenn es nicht immer unproblematisch ist, mit einem
gläubigen Menschen befreundet zu sein.)
Linda mochte
Graciano auch. Sie hatte sogar angefangen die Messe zu besuchen. Messen fanden
mehrmals die Woche, Gebete und Andachten mehrmals täglich statt. Flint empfand
das als übertrieben. Ihm fielen so viele Dinge ein, die er in dieser Zeit
lieber tun würde. Doch wenn man sich einer Sache widmete, war es dann nicht
besser, man tat es ganz und gar? Gab 100% von sich in diese Sache hinein? Wie
hatte es Graciano genannt?
Von ganzem Herzen, mit all meiner
Kraft, mit meinem ganzen Tun und Denken, heute und bis in alle Ewigkeit.
Es war wie
ein Gebet, dass der Wächter selbst lebte. Flint empfand es als radikal. Es
stieß ihn gleichermaßen ab, wie es ihn faszinierte.
Sind es die Dinge und Menschen, die
wir lieben nicht wert, dass wir sie von ganzem Herzen, mit all unserer Kraft
und mit unserem ganzen Tun und Denken berücksichtigen? Ist es nicht genau das,
was sich andere von uns wünschen?
Er sah
hinüber zu Katharina und bemerkte, dass sie ihn die ganze Zeit beobachtet haben
musste. Jetzt sah sie schnell fort. Würde Katharina sich mit weniger als 100%
zufrieden geben? Womöglich. Wer erwartete heutzutage noch, dass er alles von
einem anderen fordern konnte? Dass sich der andere bedingungslos und vollkommen
einem widmen würde? Doch wenn er darüber nachdachte, dann merkte Flint, dass er
ihr gar nicht weniger als alles geben wollte. Ganz einfach, weil sie es
verdiente. Und wenn Graciano sich ganz diesem Gott verschrieben hatte, dann war
es nur recht und billig, dass er sich auch mit Haut und Haaren dafür einsetzte.
Von
ganzem Herzen, mit all meiner Kraft, mit meinem ganzen Tun und Denken, heute
und bis in alle Ewigkeit.
Immer noch
beobachtete er ihre zarte Silhouette. Ein abwesender Blick lag auf seinen
Zügen. Er fühlte sich so merkwürdig… Es gab keine Worte dafür.
… ergriffen…?
Um wieder klare Gedanken fassen zu können schüttelte er energisch seinen
Kopf und sah sich um.
4 Kommentare:
Ja, der gute Flint ist ja ein richtiger Romantiker!
Obwohl ich finde, dass diese bedingungslose Liebe schon sehr schwer zu leben ist. Und es ist einfacher sie mit Gott zu leben, als bei den Menschen. Denn bei Gott kann man sich sicher sein, dass sie auch erwidert wird.
Vielleicht ist es auch eine Überforderung für einen Menschen. Auf jeden Fall ist es für Flint, eine grosse Herausforderung, denn er hat sich bestimmt noch nie einem Menschen so nahe gefühlt.
Ich lese die Zeilen gerade mit einem Schmunzeln und frage mich: Habe ich den Bogen überspannt? Können Männer wirklich so romantisch sein? ;+)
Oh - wir wollen ja mal nicht zu pessimistisch sein. ;-) Den ein oder anderen romantischen Mann gibt es bestimmt - und Flint gehört sicherlich dazu.
An dieser Stelle wäre natürlich die Aussage eines Mannes interessant. Ich fürchte, frau erwartet meistens zu viel.
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